Hasbergen setzt Zeichen gegen Gewalt
„Ich hab sie doch täglich verprügelt, warum ist sie diesmal gestorben?“ Dieser grausame Satz, den Bürgermeister Adrian Schäfer vorliest, ist ein Zitat - und der Rechtfertigungsversuch eines unbekannten Mannes, der seine Partnerin getötet hat. Tatsächlich wird alle zehn Minuten weltweit eine Frau von ihrem Partner oder einem Familienangehörigen getötet. Dies geht aus dem Jahresbericht 2023 des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung hervor.
Auch in Deutschland erlebt jede dritte Frau mindestens einmal im Leben körperliche oder sexuelle Gewalt. „Das sind erschreckend hohe und erschütternde Zahlen, die im Jahr 2023 sogar noch einmal deutlich angestiegen sind. Sowohl bei sexualisierter und häuslicher Gewalt, bei politisch motivierten frauenfeindlichen Straftaten, wie auch bei digitaler Gewalt und Femiziden“, berichtet Jana Schmied, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Hasbergen.
Diese Zahlen seien ein Weckruf und man wolle auch in der Hüggelgemeinde den internationalen Gedenk- und Aktionstag nutzen, um auf die Notwendigkeit eines respektvollen und gewaltfreien Miteinanders aufmerksam zu machen. „Gemeinsam mit der katholischen Gemeinde sowie dem Zonta Club Westfälischer Friede möchten wir das Bewusstsein für dieses wichtige Thema in unserer Gemeinschaft stärken und ein dauerhaft sichtbares Symbol für die Betroffenen schaffen,“ sind sich Jana Schmied und Maren Mittelberg, Diakonin der ev.-luth. Christusgemeinde, einig.
Orangefarbene Bänke setzten seit einigen Jahren überall auf der Welt ein leuchtendes Zeichen. Seit dem 25. November 2024 gibt es dieses Symbol nun auch in Hasbergen. Gleich zwei knallorangefarbene Sitzmöbel wurden durch das Bildungswerk Georgsmarienhütte gefertigt, sind nun montiert. Eine Bank steht im Schatten der Christuskirche, die andere vor der im schlichten Architekturdesign gehaltenen Neuen Mitte.
Beide fallen in ihrer Umgebung mit ihrer Signalfarbe auf, stechen regelrecht ins Auge. „Das ist so gewollt“, sagt Jana Schmied. Sie weiß, dass mit dem Aufstellen der Sitzgelegenheiten keine Gewalt verhindern werden kann. Optimistisch fügt sie hinzu: „Die Bänke dienen als Symbol. Um hinzuschauen und Aufmerksamkeit für ein wichtiges Thema zu schaffen. Und um tätig zu werden.“
Der 25. November wird seit 1999 weltweit als „International Day for the Elimination of Violence against Women“ begangen. Er erinnert als Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen an die Ermordung der Schwestern Mirabal, die an diesem Tag im Jahr 1960 nach monatelanger Verfolgung und Folter vom dominikanischen Geheimdienst brutal ermordet wurden. Jedes Jahr begeht die Welt vom 25. November bis 10. Dezember insgesamt 16 Tage lang Aktivitäten gegen geschlechtsspezifische Gewalt.
Die Kampagne ist nun auch in Hasbergen angekommen. Sie zielt darauf ab, das Bewusstsein zu schärfen und Maßnahmen zu mobilisieren, um alle Formen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu beenden. Nach dem Aufstellen der Sitzbänke und dem Hissen des Banners vor dem Rathaus mit dem Motto „Nein zu Gewalt“ haben sowohl Cornelia Streb-Baumann vom Zonta- Club, wie auch Bürgermeister Adrian Schäfer im Gemeindezentrum noch einmal auf die strukturelle Problematik hingewiesen. Die Gesellschaft sei gefordert.
Bei Getränken und Fingerfood haben die gut 30 Teilnehmer die Gelegenheit genutzt um miteinander ins Gespräch zu kommen, sich gemeinsam gegen Gewalt an Frauen zu positionieren. Und man ist sich einig: die leuchtend orangefarbenen Bänke laden ein, darauf zu sitzen.